Pressearbeit: PR-Agentur oder selber machen?

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Soll ich für meine Pressearbeit eine PR-Agentur beauftragen oder mich erst einmal selbst in Sachen PR schlau machen?

Ob man für für seine Pressearbeit eine PR-Agentur beauftragt oder die Öffentlichkeitsarbeit (erst einmal) selbst in die Hand nimmt, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Ich greife mal Fragen auf, die sich wohl jeder zu Beginn stellt:

1. Was kosten PR-Agenturen in Deutschland?

Um das Thema Pressearbeit und Public Relations hat sich eine lukrative und milliardenschwere Dienstleistungsbranche entwickelt. Mit dem Kontakt zur Presse, zu Redaktionen und einzelnen Journalisten verdienen PR-Agenturen sehr gutes Geld.

Das fängt beim selbstständigen PR-Berater als Einzelkämpfer an, geht über die klassische PR-Agentur mit 3 bis 10 Mitarbeitern bis hin zu großen strategischen Kommunikationsberatungen, die oft zu einem internationalen PR-Agentur-Netzwerk gehören.

Unter 2000 Euro monatlich ist eine dauerhafte Pressearbeit, die den Namen verdient, selbst bei kleineren PR-Agenturen kaum zu haben. Größere Agenturen langen deutlich mehr zu.

Wer von einem PR-Berater mit Senior-Level (also mind. 10 Jahre Berufserfahrung) beraten werden möchte, muss ebenso deutlich tiefer in die Tasche greifen, denn um die schlechter zahlenden PR-Kunden kümmern sich die Junior-Beraterinnen oder gar die Praktikanten.

Da Sie jetzt aber vermutlich nicht über das PR-Budget eines Konzerns verfügen, sondern eher Inhaber eines kleinen bzw. mittelständisches Unternehmen (KMU) sind, stellen Sie sich an dieser Stelle zu Recht die Frage:

2. Wie wichtig ist Pressearbeit für mein Business?

Es gibt verschiedene Ziele für eine strategische Öffentlichkeitsarbeit bzw. Public Relations. Kurz und knackig zusammengefasst lauten diese:

  • Bekanntheit

  • Image

Es gibt Branchen, die ächzen unter ihrer Auftragslast oder bekommen die Bude eingerannt. Dort herscht ein sogenannter Verkäufermarkt: Die Nachfrage ist also größer als das verfügbare Angebot. Wenn Sie in diesen Branchen arbeiten, brauchen Sie keine PR-Agentur, die Sie dauerhaft in die Medien bringt und Ihre Bekanntheit erhöht. Sie ächzen ja eh schon und wollen nicht noch mehr ächzen.

Typische Verkäufermarkt-Beispiele sind:

  • Mietimmobilien: Die Leute suchen hängen nach bezahlbaren Wohnungen, Vermieter können sich ihre Mieter aussuchen.

  • Handwerker für den Hausbau: Während des Immobilienbooms und der Niedrigzins-Ära war es fast unmöglich Elektriker, Installateure und Maurer zu bekommen. Dazu kommt noch der Fachkräftemangel.

  • Hersteller von Wechselrichter, also dem Gerät, welches die Solarenergie von Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Auch diese Firmen haben im Moment kein Absatzproblem.

Unternehmen in all diesen Branchen müssen sich nicht anstrengen um Kunden zu bekommen, die Kunden kommen zu ihnen. Sie können natürlich entspannt Presseanfragen entgegen nehmen. Und falls sie keine Presseanfragen erhalten - auch gut. Wenn Sie aber Presseanfragen erhalten, dann sollten Sie damit professionell umgehen und umgehend antworten.

Presseanfrage bekommen? So gehen Sie damit professionell um

Aktive Pressearbeit Ihrerseits, also das bewusste Zugehen auf Journalisten, sollte ein möglichst konkretes Ziel haben, sonst verzetteln Sie sich.

Ein Ziel wäre beispielsweise mit Öffentlichkeitsarbeit langfristig Kontakte aufzubauen. Denn die Branche, die heute brummt, läuft morgen vielleicht nur noch mau. Für solche Szenarien ist es gut, wenn Sie schon mal wissen, wie die Zusammenarbeit mit Journalisten und Redaktionen läuft.

Oder Sie schlittern mit Ihrem Unternehmen in eine Krise. Ein Parade-Beispiel ist gerade die Insolvenz, die der Immobilienunternehmer René Benko mit seiner Signa Holding hinlegt. Dann ist tatsächlich Krisenkommunikation angesagt.

Für alle anderen Unternehmen, die weder Krisen erwarten noch von einem Verkäufermarkt profitieren, ist Public Relations EIN mögliches Marketing-Instrument der Kommunikationspolitik - neben sechs weiteren nämlich

  1. Werbung (klassische Print-Anzeigen, Radio- und TV-Spots)

  2. Sponsoring (gesponserte Branchen-Events wie Tagungen, Sport-Sponsering)

  3. Verkaufsförderung (“Kauf drei, bekomm’ vier”, Probier-Stände in Supermärkten, Mogelpackungen, “Built in Obsolence = Produkte mit eingebautem Verfall”)

  4. Eventmarketing (Messen, Pressekonferenzen etc.)

  5. Direktmarketing (jegliche personalisierte Werbung, die offline stattfndet wie adressierte Briefwerbung, Telefonverkauf, Gewinnspiele)

  6. Online-Marketing (dazu zählt z.B. Email-Marketing, Affiliate-Marketing, Google-Ads, Content Marketing)

- um ihre Nachfrage mittels Berichte, Interviews und Expertenzitate etc. anzukurbeln. Dabei kommt es bei Journalisten besonders gut an, wenn Sie klare Kante zeigen. Beispielsweise, in dem Sie sich

  • mit einem klaren Statement zu einem Problem/ Missstand als Stimme Ihrer Branche zu Wort melden

  • oder Haltung zu aktuellen Fragen (z.B. wann endet der Lieferengpass) aus Kunden-Perspektive zeigen.

Hier nachlesen, warum Pressearbeit für Ihre Kundengewinnung sinnvoll ist

Die Unterschiede von Pressearbeit im Vergleich zur Werbung können Sie hier nachlesen

3. Kann ich Pressearbeit lernen und selbst machen?

Klar geht das - wenn Sie bereit sind sich auf die besondere Denkweise und Bedürfnisse von Journalisten und Redaktionen einzulassen. Und es gibt auch ein paar gute Gründe, die dafür sprechen:

  • Allein Sie sind der Experte/ die Expertin für Ihr Unternehmen, Ihre Dienstleistung und Ihre Branche. Das kann Ihnen sowieso keine PR-Agentur abnehmen.

  • Journalisten mögen es lieber, mit den Unternehmern, also Ihnen, gleich direkt ins Gespräch zu kommen.

  • Sie fangen zunächst klein an, am besten mit der Lokalpresse, und entwickeln sich Stück für Stück weiter zu nationalen Medien. Das schaffen Sie auch alleine, später können Sie immer noch eine PR-Agentur beauftragen, wenn der Rubel rollt.

  • Die wichtigste Voraussetzung: Sie bieten als Unternehmen spannende Themen aus Journalisten-Perspektive. Welche das sind, erarbeite ich gerne mit Ihnen in meinem individuell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen PR-Workshop.

Mehr über meinen PR-Workshop erfahren

4. Wie viel Zeit brauche ich für Pressearbeit?

Wenn Sie Ihre Pressearbeit selbst in die Hand nehmen, sollten Sie ein paar Voraussetzungen erfüllen:

  • Sehr wichtig ist die zeitliche Möglichkeit Presseanfragen schnell zu beantworten. Das heißt, dass Sie im Idealfall innerhalb 24 Stunden verbindlich zu- oder auch absagen. Das ist aber weniger eine Frage der Zeit, sondern der Einstellung gegenüber der Presse bzw. der Priorität, die Sie Ihrer Pressearbeit geben. Denn extrem viele Presseanfragen werden Sie zu Beginn kaum erhalten.

  • Wichtig ist auch, dass Sie sich vielleicht einen halben Tag im Monat hinsetzen, Gedanken über mögliche Themen machen und diese Geschichten per Mail passenden Redaktionen anbieten.

  • Steter Tropfen höhlt den Stein: Sie müssen nicht pro Monat 20 Redaktionen kontaktieren und 10 Pressemitteilungen verschicken. Lieber insgesamt weniger Aktionismus, dafür aber regelmäßig, passend und langfristig. Und vor allem: mit einer hohen Resilienz, denn es dauert ein wenig bis Sie den richtigen Dreh für sich gefunden haben.

Lesen Journalisten überhaupt Pressemitteilungen?

5. Wann soll ich eine PR-Agentur beauftragen?

  • Es gibt einen Zeitpunkt, da wird’s zu viel. Und das ist sehr gut, denn dann haben Sie vieles richtig gemacht. Aber: Sie haben jetzt wirklich keine Zeit mehr dafür. Das heißt: Entweder, Sie müssen intern jemanden beauftragen, die/ der das kann. Oder Sie beauftragen mit Ihrer Pressearbeit eine PR-Agentur.

  • Wenn Sie keinen Spaß dran haben oder Sie als introvertierter Mensch beim Gedanken an das Kontaktieren von Journalisten Pickel bekommen, sollten Sie sich tatsächlich überlegen, ob Sie Ihre Pressearbeit an jemand anders übertragen.

  • Wichtig: Eine PR-Agentur übernimmt u.a. als externer Dienstleister die Kontaktaufnahme zur Presse. Die inhaltliche Arbeit abnehmen kann sie aber nicht. Hier müssen Sie also in jedem Fall zuliefern.

Die entscheidende Frage ist also: Trauen Sie sich zu Redaktionen und Journalisten zu kontaktieren?

Ob Sie dafür der richtige Typ sind, wissen nur Sie selbst.

Man tut Dinge nur regelmäßig, wenn sie einem Spaß machen und manchmal kommt der Geschmack ja beim Essen. Das gilt für Geldanlage, Steuerkram, regelmäßiges Joggen und Yoga genauso wie eben für Pressearbeit und Public Relations.

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