Presseverteiler aufbauen: 5 Tipps für perfekte Pressekontakte

Briefumschlag als Metapher für Presseverteiler aufbauen

Wenn Sie erstmalig einen Presseverteiler aufbauen: am Anfang lieber wenige, dafür aber richtig gute Pressekontakte recherchieren.

Wie baue ich einen Presseverteiler auf?

PR-Neulinge denken beim Presseverteiler aufbauen häufig: “viel hilft viel”. Doch bevor Sie auf gut Glück Pressemitteilungen nach dem Motto “spray and pray” ( = versprühen und beten) an alle möglichen Journalisten schicken, bitte noch einmal zurücklehnen und tief durchatmen.

Denn beide Vorgehensweisen sind insbesondere für kleinere Unternehmen und Einzelunternehmer meiner Erfahrung nach eher suboptimal. Sie führen fast unweigerlich dazu, dass

  • Journalisten Ihre Presseinformation ungelesen löschen und/oder sich ärgern, weil sie der falsche Ansprechpartner sind und dadurch Arbeit mit dem Löschen von Emails haben.

  • Sie als Absender der Medienmitteilung vielleicht eine (leicht pampige) Antwort erhalten, nach dem Motto “Interessiert mich nicht. Was soll das?”.

  • Sie viel Zeit investieren und keine Resultate dafür bekommen.

Besser: Sie setzen sich hin und machen das, was freie Journalisten wie ich auch tun: Sie recherchieren zunächst

  • welche Redaktionen über Ihre Themen berichten bzw. sich dafür interessieren könnten

  • welche Redakteurin/ welchen Redakteur Ihr Thema interessieren könnte.

Das ist zugegebenermaßen ein bisschen Arbeit, zahlt sich aber 100-fach aus!

Denn die erfolgreiche Devise lautet: Klasse statt Masse. Sie brauchen zu Beginn keine 100 oder 1000 Pressekontakte. Es reichen erst einmal drei bis maximal zehn Journalisten, die wirklich an Ihnen, Ihrer Arbeit und Ihren Themen interessiert sind.

Das Aufbauen eines Presseverteilers mit sehr guten, für Sie passenden Kontakten kostet Zeit und Mühe, aber dafür werden Sie mit einem exklusiven Presseverteiler samt Hintergrundwissen belohnt, den außer Ihnen keiner hat.

Es kostet Sie in jedem Fall kein Geld. Auch das ist wichtig, gerade wenn zu Beginn der Rubel noch nicht so rollt und Sie Ihre Pressearbeit aus Kostengründen selbst erledigen wollen und müssen.

Teure Datenbanken mit Pressekontakten a là Zimpel können Sie später immer noch kaufen, wenn Sie denken, dass Sie das weiterbringt.

Redakteure bei Wunschmedien recherchieren

Sie haben ein spezielles Zielmedium oder mehrere Medien vor Augen und wollen genau da rein? Dann auf zum Bahnhofskiosk und kaufen Sie das Objekt der Begierde.

Jedes Medium, egal ob analog in Papier oder Online, muss per Gesetz ein Impressum vorweisen, in dem der Verlag und der/die Verantwortliche im Sinne des Presserechts (V.i.S.d.P.) stehen. Das ist in der Regel der Chefredakteur, manchmal auch der Verleger.

Unterhalb der Chefredaktion findet sich dann häufig eine Auflistung der einzelnen Ressorts wie Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur etc. und die jeweils zuständigen Ressortleiter und Redakteur.

Der Blick ins Impressum ist immer ein guter erster Schritt, reicht aber alleine noch nicht aus. Um Ihr Thema direkt vorschlagen zu können, benötigen Sie noch die Maildresse des Journalisten. Die steht allerdings aus gutem Grund eher nicht im Impressum.

Immerhin können Sie aber aus den Namen der im Impressum genannten Journalisten schon einmal dessen Mailadresse ableiten, denn Sie wissen ja, wo sie oder er arbeitet.

Hier hilft tatsächlich oft ein Blick in die Anzeigenabteilung, denn häufig stehen die Kontaktdaten der “Mediaberater”, wie sich die Anzeigenverkäufer eines Verlags auch nennen, im Netz.

Man will es ja den potenziellen Anzeigenkunden nicht zu schwer machen. Deren Mailadressen setzen sich häufig genauso zusammen wie die der Redakteure.

Passende Medien: Recherchieren per Google News

Geben Sie Stichworte, die Ihr Thema am besten umschreiben bei Google ein und klicken unterhalb des Suchfelds auf News. Es erscheint eine Liste mit Artikeln, die diese Stichworte enthalten.

Anschließend schauen Sie, wer der Autor bzw. die Autorin des Berichts ist. Et Voilà!

Nehmen Sie den Namen und googlen ihn nochmal, dann sehen Sie, über welche Themen und für welche Medien der Autor / die Autorin sonst noch so schreibt. Arbeitet der Autor für mehrere Medien, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit um einen freiberuflichen Journalisten.

Tipps:

  • Je spezifischer Ihre Eingabe ist, desto präziser werden die Treffer. Für feststehende Begriffe benutzen Sie die Anführungszeichen, d.h. es werden dann nur Suchtreffer angezeigt, die alle Wörter in den Anführungszeichen enthalten.

  • Probieren Sie auch Synonyme. Beispiel: Nicht jeder Mensch und auch nicht jeder Journalist weiß, was ein Ökotrophologe ist, aber unter Ernährungswissenschaftler oder Ernährungsberater können sich die meisten Menschen etwas vorstellen.

  • Scrollen Sie ruhig ein paar Seiten zurück. Nicht immer sind die Treffer chronologisch sortiert. Und: Es kann ja auch eine wertvolle Information sein, dass Ihr Thema zuletzt vor fünf Jahren bei Zeit.de oder Spiegel.de gecovert (= abgedeckt) wurde, aber seitdem nicht mehr.

Setzen Sie einen oder mehrere Google-Alerts

Mit Google Alerts erhalten Sie eine Nachricht, wenn über Ihre Themen, Ihr Unternehmen oder Ihre Konkurrenz berichtet wird. Es ist also einerseits ein Werkzeug zur Medienbeobachtung, aber auch ein nützliches Tool um zu erfahren, welche Redakteure über Ihre Branche und Wettbewerber berichten.

Ein Journalist, der über Ihre Konkurrenten berichtet, ist möglicherweise genau mit den Themen vertraut, die Sie eben auch zu bieten haben.

Das Setzen eines Google-Alerts geht super einfach. Rufen Sie Google-Alerts auf, geben Ihren Stichpunkt ein und fertig. Falls Ihr Stichwort aus mehreren Worten besteht, setzen Sie diese in Anführungszeichen.

Sie können zwischen verschiedenen Optionen wählen, beispielsweise ob sie täglich, wöchentlich oder bei jeder Gelegenheit eine Push-Mail wollen (Ich würde zu höchstens täglich, besser wöchentlich raten).

Tipp: Falls Ihnen bestimmte Journalisten inhaltlich auffallen, setzen Sie deren Namen ebenfalls als Google-Alert ein. Zu viele Alerts sollten es aber nicht sein, denn sonst macht es nur noch bing, bing, bing.

Die Genios Datenbank: Nie gehört? Macht nix.

Dieser Tipp ist mein absoluter Favorit: Genios GBI (leider derzeit offline wegen eines Hackerangriffs) ist eine Wirtschaftsdatenbank, die Bonitätsauskünfte, Unternehmensinformationen, aber eben auch ein recht umfangreiches Pressearchiv enthält.

Das Archiv ist natürlich kostenpflichtig, aber einfache Treffer mit Headlines, Autorennamen und Medium sind gratis.

Wenn ich beispielsweise wissen will, wo meine eigenen Artikel überall erschienen sind, betreibe ich Egosurfing bei Genios. Warum ich das nicht eh schon weiß? Verlage syndizieren (verwerten) meine Artikel intern inzwischen so oft weiter, dass eine Reportage, die in Ulm bei der Südwest-Presse erscheint auch in der Märkischen Oderzeitung in Frankfurt/ Oder erscheint.

Zudem schreibe ich für den Themendienst der Deutschen Presse Agentur (dpa), da liegt es in der Natur der Sache, dass meine Werke überall erscheinen und ich nicht alles im Blick behalten kann.

Die Genios-Recherche funktioniert natürlich genauso, wenn Sie wissen wollen, welcher Journalist über welche Themen schreibt. Dann tippen Sie einfach den Namen in das Suchfeld der Datenbank ein. Genauso finden Sie natürlich heraus, für welche Medien ein bestimmter Journalist schreibt.

Die Datenbank enthält zwar nicht alle gedruckte Medien, aber doch recht viele. Und zwar aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Das ist noch schon mal was.

Sie erhalten gratis nur den Zugang zur Headline und zum Intro, aber das reicht ja schon um sich einen Eindruck zu verschaffen.

Lokalzeitung & Co: Redaktion einfach anrufen

Falls Sie der “Ich rufe einfach mal an”-Typ sind, lohnt es sich gerade im Lokalen und bei Fachzeitschriften das Telefon in die Hand zu nehmen und einfach anzurufen.

Bei Medien wie “Der Spiegel” werden Sie von der Zentrale hingegen gar nicht durchgestellt. Das ist auch nachvollziehbar, denn sonst kämen die Redakteure und Redakteurinnen gar nicht mehr zum Arbeiten.

Vermutlich werden Sie auch bei einer Lokalzeitung erst einmal in der Zentrale oder im Redaktionssekretariat landen, aber wissen Sie was? Diese Damen - und seltener Herren - sind wahre Fundgruben an Informationen. Sie wissen häufig sehr genau, wie der Laden läuft, welcher Redakteur für was zuständig ist und wer gerade im Urlaub ist.

Allerdings sollten Sie in diesem Fall auch darauf gefasst sein, dass Sie vielleicht doch direkt zum zuständigen Redakteur durchgestellt werden. Dann sollten Sie in der Lage sein Ihren Themenvorschlag am Telefon kurz und knackig vorzustellen oder wie das Neudeutsch heißt “zu pitchen”.

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