Reisereporter werden: So gelingt der Einstieg

Reisereporter werden

Der Beruf des Reisejournalisten gilt als Traumberuf, doch wie wird man überhaupt Reisereporter?

Reisereporter werden: wer träumt nicht davon die Welt zu entdecken und mit Reisereportagen seine Brötchen zu verdienen?

Allerdings ist Reisejournalismus ein hart umkämpftes Berufsfeld. Viele wollen als Reisejournalistin oder Reisejournalist arbeiten, nur wenigen gelingt es sich auf dem Markt erfolgreich zu behaupten, denn der Bedarf an Reisetexten ist bei weitem niedriger als das Angebot an Reisejournalisten.

Wie wird man Reisereporter?

Für den Beruf des Reisereporters existiert keine vorgegebene Ausbildung. Die meisten Reisejournalisten haben nach ihrem Studium ein journalistisches Volontariat absolviert und bereits für andere Ressorts gearbeitet.

Es gibt aber gerade bei Reisejournalisten viele Quereinsteiger aus anderen Berufen ohne journalistische Ausbildung. Die Mehrheit der Reisejournalisten arbeitet freiberuflich.

Die meisten Tageszeitungen haben festangestellte Redakteure, die sich auch um das Reise-Ressort kümmern.

Nur wenige davon können sich zu 100 Prozent als reine Reiseredakteure um Reportagen kümmern, sondern bearbeiten auch noch andere Themen, wie etwa die Wochenendbeilage.

Wer als Reiseredakteurin oder Reiseredakteur bei einer Tageszeitung arbeitet, muss häufig sogar Urlaub nehmen um eigene Recherchen in Form von Pressereisen unternehmen zu können. Oft besteht der Job eines Reiseredakteurs zu einem wesentlichen Teil darin die Reportagen der anderen, also der Freiberufler und Redakteurskollegen, zu redigieren.

Reiseredakteure, die ausschließlich Reisethemen bearbeiten, gibt es überwiegend noch bei den wenigen Reisemagazinen, die die Pandemie überlebt haben.

Reisejournalist: Studium, Volontariat oder einfach loslegen?

Zur Pressefreiheit in Deutschland gehört auch, dass der Zugang zum Beruf des Journalisten nicht reglementiert ist, das hat historische Gründe.

Zum Vergleich: Berufe wie Arzt, Steuerberater, Architekt oder Rechtsanwalt gehören zu den verkammerten Berufen, der Journalist eben nicht. Jeder und jede darf sich also Journalist nennen.

Heißt also: jeder und jede kann Reisejournalist werden, wenn er und sie sich dahinter klemmt. Ich kenne viele Reisejournalisten, die vor ihrem Job als Reisereporter etwas völlig anderes gearbeitet haben - und sich erfolgreich auf dem Markt des Reisejournalismus tummeln. Vom pensionierten Lehrer über die Geschäftsführerin eines Studentenwerks bis zur golfspielenden Arztgattin ist alles dabei.

Genau darin liegt aber auch die Krux des Reisejournalisten-Daseins: Da keine Zugangsbeschränkungen existieren, gibt es seeehr viele Reisejournalisten. Viele Reisereporter sind offenbar nicht auf Honorare angewiesen und schreiben um des Reisens willen für Medien.

Darüber schimpfen gerade ausgebildete Journalistinnen und Journalisten, die freiberuflich als Reisereporterinnen und Reporter arbeiten.

Das Schimpfen ändert aber nichts. Ich sehe das einfach so: Wer gut ist, setzt sich durch. Wer schlecht schreibt, recherchiert oder sich nicht vermarkten kann, findet sowieso keine Abnehmer. Ganz gleich, ob Quereinsteiger oder eben mit Volontariat.

Mein Weg zur Reisejournalistin

Ich selbst bin von Haus aus Diplom-Betriebswirtin (FH) und habe bei einer Medienzeitschrift namens Kress Report und an der Henri-Nannen-Schule mein Volontariat absolviert.

In den Reisejournalismus bin ich per Zufall geraten: Eine Kollegin, Redakteurin einer Reise-Fachzeitschrift, fragte mich 2005, ob ich Lust hätte für ihr Medium nach Portugal zu reisen. Es ging um einen Reise-Kongress in Sintra bei Lissabon.

Ich dachte mir natürlich als junge Frau: “Cool. Mach’ ich gerne.” Nachdem ich den Artikel veröffentlicht hatte, flatterte eine weitere Einladung zu einer Pressereise herein: Es ging nach Namibia und Botswana. Ich fand meinen ersten Abnehmer und so begann meine Karriere als Reisejournalistin.

Ich war dann “im System”, wie ich rückblickend sage. Niemals wäre ich von alleine auf die Idee gekommen als Reisejournalistin zu arbeiten. Ich dachte immer, man müsse als Reisejournalist ein Studium der Ethnologie absolviert, spezielle Sprachen studiert haben oder mindestens für den Spiegel gearbeitet haben (der gedruckt übrigens nie ein Reise-Ressort hatte).

Wer kann Reisereporter werden?

Nach 20 Jahren sage ich: Jeder Mensch, der ein Talent für saubere Recherche sowie das Schreiben von Reportagen und Ratgeber-Texten hat, kann sich ein Standbein als Reisejournalistin bzw. Reisejournalist aufbauen.

Voraussetzungen dafür sind:

  • ein Gespür für Menschen und Themen abseits ausgetrampelter Pfade

  • ein gewisses Talent für Akquise verbunden mit Geduld, Beharrlichkeit und einer Resilienz gegenüber Absagen oder viel häufiger: Nullreaktionen von Redaktionen

  • die Bereitschaft zum Netzwerken mit freiberuflichen und festangestellten Kolleginnen und Kollegen

  • die Bereitschaft erst einmal Zeit in die ersten Themen und Texte zu investieren. Es dauert bis man sich etabliert

  • weitere Standbeine und/oder eine gute Geldreserve, um die Zeit zu überbrücken, die Sie in den Aufbau Ihres Geschäftsfelds Reisejournalismus investieren

Jetzt sind Sie vielleicht überrascht, dass hier nicht steht “flotte Schreibe” oder die Fähigkeit zu “grandiosen Reportagen”?

Natürlich erwarten meine Ansprechpartnerinnen (es sind tatsächlich überwiegend Frauen) eine gute Geschichte. Aber es ist noch kein(e) Meister(in) vom Himmel gefallen.

Alle, die so tun als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gefressen, haben auch klein angefangen.

Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich einen Fachartikel schreibe (das war mein Einstieg in den Journalismus), Berichte über Gemeinderatsitzungen verfasse oder eben Reisereportagen schreibe. Aber das lässt sich lernen. Es ist kein Hexenwerk. Voraussetzung ist allerdings die Bereitschaft sich schreiberisch weiterzuentwickeln.

Gerade die Reisereportagen, die sich unterhaltsam und lockerflockig lesen, sind harte Arbeit. An guten Stücken sitze ich drei Tage. Drei Tage, in denen ich nochmals alles haargenau nach recherchiere und dann eben in eine (hoffentlich) sinnvolle und unterhaltsame Textkomposition bringe. Und ja: Das alles manchmal für nur 150 Euro netto - zumindest bei der Erstverwertung.

Wie geht Reisejournalismus wirtschaftlich?

Wer genau liest, hat weiter oben “Standbein” gelesen. Genau das meine ich. Ich würde keinem Freiberufler empfehlen zu 100 Prozent als Reisejournalist zu arbeiten. Aus ganz verschiedenen Gründen:

  • Die Honorare sind niedrig und angesichts der hohen Inflation der vergangenen Jahre allenfalls ein Taschengeld. Bei deutschen Tageszeitungen liegen diese bei etwa 100 bis 400 Euro pro Reportage - und zwar inklusive Fotos.

  • Wer nur mit Reisereportagen sein Geld verdienen will, muss unablässlich reisen. Das fühlt sich für ein paar Jahre vielleicht lustig an, aber wer vielleicht noch eine Beziehung führt oder gar eine Familie gründen oder ernähren muss, hält dieses Leben nicht durch. Und wer so ein Leben führt, bezahlt dafür eben auch einen Preis.

  • Mir persönlich war es immer wichtig, dass ich das Reisen an sich noch schätze und es für mich nicht zum Alltag wird. Anders formuliert: Ich gehöre zu den Reisejournalistinnen, die auch gerne zuhause sind.

Vorteile des Reisejournalisten-Daseins

Sie merken vielleicht, dass ich zuerst die Schattenseiten des Reisereporter-Daseins beschreibe.

Aber natürlich ist Reisejournalismus ein tolles Standbein, wenn man gerne mit Block, Stift und Handy in der Hand reist, gerne Reisereportagen schreibt und es schafft seine Storys im Idealfall mehrfach zu vermarkten, also in mehreren Medien unterzubringen.

  • Reiseberichte und Reisereportagen lassen sich immer noch gut mehrfach über einen längeren Zeitraum verwerten. Oft braucht es nur geringfügige Änderungen.

  • Sie kommen an Orte und Destinationen, die Sie normal nicht sehen würden.

  • Sie erhalten viel Unterstützung durch Destinationen mit Anreise, Unterkünften und Programm durch Gruppen-Pressereisen oder individuell auf Sie abgestimmte Pressereisen.

Im Mehrfachverwerten bin ich übrigens ziemlich gut. Das liegt sicher auch daran, dass ich BWLerin bin und ein pragmatisches Verhältnis zu meinem Job und zu meinen Texten habe. Bezahlung und Anspruch müssen zumindest im Ansatz passen. Irgendwann ist gut, für 250 Euro Honorar netto dreh’ ich keine 17 Extra-Schleifen.

Ich spüre an Reaktionen auf meinen Beruf als Reisejournalistin, dass viele Menschen mich ein wenig beneiden. Tatsächlich ist es für mich inzwischen ein normaler Job, aber einer, den ich immer noch sehr gerne mache.

Im Vergleich zu anderen Kolleginnen und Kollegen habe ich stets offen über meinen Beruf gesprochen sowie mein Wissen & meine Erfahrungen in Reisejournalismus Seminaren weitergegeben.

Ein wichtiges Kapitel meiner Seminare und Beratungen ist die Akquise und Vermarktung von Reiseberichten. Wie geht das konkret?

Falls ich Ihnen also den Mund wässrig gemacht habe, tragen Sie sich einfach in den Newsletter ein. Dann informiere ich Sie, sobald ich ein Seminar halte oder einen Kurs starte.

Muscheln und Palmen am Strand als Symbol für den Beruf des Reisereporters

Reisereporter werden klingt komplizierter als es ist. Die wichtigsten Eigenschaften sind Ausdauer und eine gewisse Resilienz.

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